G. Gaiser, A. Lipp, N. Schmid, H. Bender, T. Frommann (v.l.n.r.) Äußerlich war ihm der Wahlkampfstress nicht anzumerken: Entspannt besuchte der SPD- Landesvorsitzende Nils Schmid gestern die Firma Bürkle. Anders als man das von Politikern oft gewohnt ist, kam er sogar eine viertel Stunde früher als erwartet.
Schmid macht derzeit viele Termine, von daher sei es ein großes Glück gewesen, dass man ihn kurzfristig überhaupt nach Freudenstadt bekommen habe, erzählte SPD- Landtagskandidat Axel Lipp. Gemeinsam mit dem Kreisvorsitzenden Gerhard Gaiser, Ex- OB Erwin Reichert, Alpirsbachs Bürgermeister Reiner Ullrich und dem Vorsitzenden des Freudenstädter SPD- Ortsvereins Tobias Frommann begleitete er Schmid bei seinem Firmenbesuch gestern Nachmittag.
Bürkle- Geschäftsführer Hans- Joachim Bender und Werbeleiter Armin Neubert führten die Truppe durch das „Herzstück“ der Firma, das so genannte Innovationscenter. Die Firma ist derzeit in drei Business- Units aktiv: Einmal im Holzbereich (40 Prozent – wobei diese laut Bender eher zurück geht), darüber hinaus seit 2007 auch im Photovoltaik- Anlagenbau (ebenfalls 40 Prozent) und im Bereich der Maschinen für die Elektroindustrie (20 Prozent). Gerade die Photovoltaik- Entwicklungen habe man bereits seit Ende der 90- er Jahre beobachtet. 2007 sei die Zeit für den Einstieg dann reif gewesen. Dieser gesamte Bereich hat sich 2010 im Vergleich zu 2009 zwar etwas schwieriger gestaltet, ohne Photovoltaik wäre man nach Einschätzung von Armin Neubert um Entlassungen aber wahrscheinlich nicht herumgekommen. 80 bis 85 Prozent der gesamten Produktion der Firma fließen in den Export – in erster Linie in die europäischen Länder, beliefert werden, mit steigender Tendenz, aber auch die USA. Der Export in Richtung Asien sei eher gering, was aber auch damit zusammenhängt, dass Bürkle in Shanghai ein eigenes Werk mit 150 Mitarbeitern betreibt. Dort allein habe man im letzten Jahr 7 Millionen Euro Umsatz gemacht, die Zahl werde heuer nach jetzigem Stand sogar noch verdoppelt. Konkurrenz im eigenen Haus mache man sich durch das asiatische Werk allerdings nicht, erklärt Bender, dort würden nämlich ausschließlich Produkte für den asiatischen Markt produziert, die man hier nicht produzieren könne. „Hier geht dadurch nichts verloren.“ Weltweit beschäftige man 720 Mitarbeiter, 350 davon im Hauptwerk in Freudenstadt.
Schmids Frage nach Erweiterungsmöglichkeiten verneinte Bender. Am Standort Freudenstadt sei dies nicht möglich, andererseits auch gar nicht erforderlich. Bender kam in dem Zusammenhang auf die Problematik des Führungskräftemangels vor Ort zu sprechen. Immer wieder mache man die Erfahrung, dass fähige Leute von außen zwar gerne bei Bürkle arbeiten würden, letztlich aber – obwohl sonst alles stimme – nicht bereit seien, nach Freudenstadt zu ziehen. „Da ist man sich dann in allen Punkten einig und dann sagt die Ehefrau des Betreffenden, dass sie nicht hierher möchte“, erzählt Bender die immer wiederkehrende Erfahrung. Dabei sei man schon aufgrund der geringen Arbeitslosenquote im Kreis dringend auf Leute von außerhalb angewiesen. Von daher war man offenbar froh, dass man seit 1995 bereits über die Berufsakademie auf eigene Leute setzen konnte – „sonst gebe es uns hier vielleicht schon gar nicht mehr“.
Wie die Prognosen für das kommende Jahr aussehen, wollte Schmid ebenfalls wissen. Man gehe nach derzeitigem Stand von einer Umsatzzunahme in der Größenordnung von 20 Prozent aus, so der Geschäftsführer. Ein großes Plus der Firma, nämlich das sehr gute Betriebsklima, führte schließlich noch Werbeleiter Armin Neubert ins Feld. Viele der Beschäftigten seien langjährig im Betrieb, teilweise über 50 Jahre. Bereits jetzt scheiden nur wenige vor dem 63. Lebensjahr aus, einige arbeiten auch bis zum 65. Geburtstag. „Das Problem, auch die Älteren zu halten, haben wir deshalb nicht.“
Der SPD- Spitzenkandidat zeigte sich beeindruckt ob der technischen Möglichkeiten und Neuheiten, die ihm beim Rundgang gezeigt wurden. Diese reichten von den Maschinen zur Herstellung von mehrlagigen Leiterplatten und Plastikkarten bis hin zu den in Glas verpressten Photovoltaikzellen. Auch eine Digitaldruckanlage für die Oberflächenbeschichtung von Möbeln, Platten oder Parkett ist vor Ort.
Quelle: Monika Schwarz, Neckar- Chronik